Kleine Stoffkunde

In unserer kleinen Stoffkunde erfahren Sie das Wichtigste über die Materialien, aus denen Anzüge, Mäntel und Hemden hergestellt werden. Wir haben hier für Sie die wichtigsten Informationen über Eigenschaften und Beschaffenheiten von Schurwolle, Baumwolle und vielen anderen Stoffen zusammengetragen.

Wollarten

Schurwolle ist DAS Material für Anzüge. Die Qualität hängt dabei davon ab, welches Tier geschoren wurde, von welcher Partie des Tieres die Wolle stammt und wie sie weiterverarbeitet wird.

Die größten Schafherden weiden heute in Australien, Neuseeland, China und der ehemaligen Sowjetunion. Das besonders weiche und feine Haar der ersten Schur eines etwa sechs Monate alten Lammes bezeichnet man als „Lammwolle“.
Wolle ähnelt dem menschlichen Haar. Aufgrund ihrer natürlichen Faserstruktur besitzt Schurwolle zahlreiche Eigenschaften, die für die Verarbeitung in einem einen Anzug von Vorteil sind: Wolle hat eine natürliche Thermoregulation, das heißt, sie kann im Faserinneren Wasserdampf aufnehmen, die Oberfläche stößt Wasser jedoch ab. Sie kann ein Drittel ihres Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Da bis zu 85 % des Volumens von Wolle aus Luft besteht, entweicht die Körperwärme nur wenig. Wolle hält deshalb warm.

Weitere vorteilhafte Eigenschaften für einen Anzug: Wolle nimmt Schmutz und auch Gerüche (z.B. von Schweiß) schlecht an. Sie hat sogar die Fähigkeit zu natürlicher Selbstreinigung – aufgenommene Gerüche werden an die Luft wieder abgesondert, und die Wolle riecht nach kurzer Zeit an frischer Luft wieder neutral und frisch. Darüber hinaus ist Schurwolle sehr farbbeständig und knittert viel weniger als andere Materialien, da die Faser sehr dehnbar und elastisch ist.

Allerdings neigt Wolle zum Fusseln (Pilling) und ist nicht sehr reißfest. Zudem zeigt sich Wolle als sehr empfindlich in Bezug auf Waschen und ohne spezielle Verarbeitung ist sie unangenehm kratzig auf der Haut.

Die natürliche Wolle wird gewaschen, gefärbt und zu Kammgarn oder Streichgarn versponnen. Für das feinere Kammgarn werden nur relativ lange Fasern verwendet.

In mehrfachen Kämmprozessen werden alle Kurzfasern ausgeschieden. Deshalb lässt es sich zu extremer Feinheit ausspinnen und glänzt von Natur aus. 
Als Ausgangsmaterial für einen hochwertigen Maßanzug ist Kammgarn im Unterschied zu Streichgarn sehr glatt und gleichmäßig, aber auch entsprechend teurer als Streichgarn.

„Super 120“
Bezeichnungen wie „Super 100“, „120 S“ etc. findet man immer häufiger in Anzügen. Wie viele Kunden orientieren sich daran. Es bezeichnet die Dicke des Garns, aus dem ein Tuch gewebt wurde, z. B. bedeutet Super 100, dass 1 Gramm eines solchen Garns 100 Meter lang ist. Je höher die Zahl, desto dünner ist also der Faden. Es ist aber nur eines von vielen Kriterien, beileibe nicht das Wochtigste.
Noch wichtiger: Da es keine Prüfungsinstanz gibt, werden falsche und immer höhere ‚Super’-Zahlen zu Marketingzwecken missbraucht.

Baumwolle wächst auf bis zu sechs Meter hohen Büschen in den tropischen bis subtropischen Gebieten der Erde (Baumwollgürtel). Die Hauptanbauländer sind China, Indien, Pakistan, Brasilien, Türkei, Ägypten und die USA.
Wenn die Kapselfrüchte der Pflanze aufplatzen, quellen weiße bis gelbliche Samenhaare heraus. Die Inder waren wohl die Ersten, die auf die Idee kamen, diese Fasern zu verspinnen. Im 8.-10. Jahrhundert führten die Araber die Kultur der Baumwolle von Persien aus in Nord-Afrika und Süd-Eoropa ein.

Ihre vielen guten Eigenschaften (leichte Verspinnbarkeit, Reiß- und Scheuerfestigkeit, Aufnahme von Feuchtigkeit) machen die Baumwolle zum bedeutendsten Textilrohstoff der Welt. Er nimmt einen Anteil von 50-60% an der gesamten Textilproduktion ein.
Die Feinheit und Weichheit der Baumwolle steigt i.d.R. mit der Länge ihrer Einzelfasern, der sog. Stapellänge, die von 20 bis über 40 mm variieren kann. 
Mako-Baumwolle aus Ägypten und Sea-Island Cotton gelten als die hochwertigsten Baumwollsorten. Sie sind sehr langstapelig, sehr hell, fein und weich.

Wir fertigen Ihnen Ihr Maßhemd auf Wunsch aus hochwertiger ägyptischer Baumwolle an.

So nennt man die Wolle des Merino-Schafs und die daraus hergestellten Stoffe. Meist wird Merinowolle zu hochwertigem Kammgarn verarbeitet, denn sie zählt zu den feinsten Wollqualitäten überhaupt.

Heutiger Hauptlieferant ist Australien. Sie wird deshalb auch manchmal Australian Wool genannt. Hohe Bedeutung hat das Merinoschaf nicht nur wegen der Feinheit der Wolle, sondern auch wegen der Mengen, die es liefern kann: Während ein durchschnittliches Schaf etwa 4 bis 5 Kilogramm Wolle pro Jahr gibt, kommt ein Merinoschaf auf bis zu 10 Kg – genug für etwa zehn Anzüge!

Kaschmir heißt das kostbare Edelhaar einer etwa 60cm hohen Ziegenart, die ursprünglich die gleichnamige Region im Himalaya bewohnte. Heute werden die Tiere vor allem in Tibet, Indien, Kirgisistan und der Mongolei gezüchtet. Aus der krisengeschüttelten Region Kaschmir kommt heute nur noch wenig.

Das Objekt der Begierde ist der weiche Flaum, der sich unter einem zottigen Deckhaar verbirgt. Wie eine Daunenweste schützt das Flaumhaar gegen die Kälte im Winter. Eine Kaschmirziege kann nicht geschoren werden wie ein Schaf. Dann würde sie erfrieren. Daher wird das Haar zum Ende des Winters ausgekämmt. Das Ergebnis sind nur etwa 50 bis 150 Gramm pro Tier und Jahr.

Das edle Material ist unübertroffen fein, geschmeidig und federleicht. Kaschmirstoffe fühlen sich deshalb wunderbar weich und leicht an, bestechen durch ihren seidigen Glanz und sind überaus angenehm zu tragen.

Anzüge und Mäntel aus Kaschmir gelten als das feinste, was die Textilindustrie zu bieten hat.

Hochwertiges Kamelhaar stammt immer vom asiatischen Trampeltier. Das grobe Haar vom afrikanischen Kamel eignet sich nur für Teppiche.

Nach dem Winter verlieren die Trampeltiere ihre Haare. Sie werden gesammelt und vom steifen Grannenhaar befreit. Übrig bleibt das weiche und feine Flaumhaar.

Von einem Tier können jedoch nur etwa fünf Kilo Wolle pro Jahr gesammelt werden. Das macht sie so teuer. Noch teuerer ist das feine und fast weiße Babyhaar der jungen Tiere, die zum ersten Mal ihre Wolle abwerfen.

Angora im engeren Sinne ist Wolle aus dem Haar der Angoraziege. Sie wird zu Mohair verarbeitet und dann rein oder mit anderer Wolle vermischt zur Herstellung von Kamm- und Streichgarnen und damit auch zur Herstellung feiner Anzüge verwendet.

Die Angoraziege stammt aus Kleinasien, wird heute aber hauptsächlich in Südafrika und Texas gezüchtet und hat ein langes, weißes und von Natur aus glänzenden Fell. Stoffe aus Angora sind geschmeidig wie Naturseide, sehr fein und leicht, besonders lufthaltig und daher auch besonders wärmend.

Angora ist aber auch die Wolle aus dem Haar des Angorakaninchens, einer langhaarigen Zuchtrasse. Auch deren Haar wird zu Angorawolle versponnen.

Sonstige Naturfasern

Seide  gilt als die edelste unter den Naturfasern. Ihr unerreicht edler Glanz, ihre Feinheit, Leichtigkeit, Geschmeidigkeit und Elastizität machen sie einzigartig. Neben Viskose ist Seide die Faser mit der höchsten Feinheit (12-15 Mikron) von allen Naturfasern.

Die Seidenfabrikation beginnt mit dem Schlüpfen winziger, aber extrem gefräßiger Raupen. Die hörbar schmatzenden Tierchen spinnen sich nach 35 Tagen in einen Kokon ein. Den Doppelfaden dafür drücken sie aus zwei Drüsen unter dem Maul. Dabei entstehen etwa 3000 Meter des feinen Fadens. Die Raupen werden abgetötet und die Seidenfäden von den Kokons abgehaspelt.

Leinen wird aus Flachs gewonnen – inzwischen seit ca. 4000 v. Chr. Für die alten Ägypter war weißes Leinen ein Symbol der Reinheit und deshalb das Material für die Kleider von Priestern und zum Einhüllen der Mumien. Sie stellten dabei fließende Stoffe von so ungeheurer Feinheit her, dass man sie „gewebte Winde“ nannte.

Seine Blütezeit hatte Leinen im Mittelalter, bis die günstigere Baumwolle Einzug hielt. Leinen hat jedoch unerreichte Qualitäten: kühlend bei Hitze, reißfest, schmutzabweisend und bakterienhemmend, sehr saugfähig, kochfest, nicht flusend und von Natur aus seidig glänzend. Allerdings: Es knittert – zwar edel, aber man muss das mögen.

Die Herstellung ist unverändert aufwendig. Die Flachsstengel werden mit den Wurzeln ausgerissen und die Samenkapseln von den Stengeln abgetrennt. Die Stengel werden eingeweicht, und Bakterien und Pilze zersetzen die Stängel. Die Flachsstengel werden geknickt, sodass die Holzteile zerkleinert werden. Wie beim Korndreschen werden dann die Fasern von den minderwertigen Kurzfasern getrennt. Aus den goldbraunen Flachsfasern wird das Rohleinen gesponnen und gewebt.

Leinen ist das Material für den Sommer. Wir machen Ihnen daraus einen Maßanzug, so locker und leicht, wie Sie sich das wünschen.

Kunstfasern

Polyester ist eine reine Chemiefaser. Bei der Herstellung entsteht zunächst ein glasklares Kunstharz, das dann geschmolzen und zu Fasern ausgesponnen wird. Durch weitere Verfahren können verschiedenste Fasernvarianten mit unterschiedlichsten Eigenschaften entstehen.

Allgemein ist Polyester hochelastisch, nahezu knitterfrei, leicht und fest. Es wird häufig für Gardinen, Seidenimitate, wenig knitternde Wollmischgewebe und Stretchfasern verwendet.

Viskose ist eine Chemiefaser auf Naturbasis, denn das eigentliche Viskose-Molekül liegt schon fertig in der Natur, z.B. im Holz vor. In die Form einer textilen Faser wird es durch den Einsatz von Chemie und Technik gebracht. Dafür wird Zellulose aus Holzspänen gewonnen. Mit Hilfe von Natronlaugen werden sie zu einer honigähnlichen Flüssigkeit, die man durch Düsen zu Fasern presst.

Generell ist Viskose rein von Verunreinigungen, weich, glänzend, besitzt eine gute Färbbarkeit, aber eine sehr geringe Nassfestigkeit, das heißt, sie sollte behutsam gewaschen werden.

Viskose wird gern in Mischungen mit Baumwolle, Wolle, Leinen oder Chemiefasern verwendet. Bei TailormadeSuits verwenden wir Viskose als Innenfutter für Ihren Anzug.

Mikrofasern sind Chemiefasern der neuen Generation. Technisch setzte die Produktion von Mikrofasern eine Änderung des Spinnverfahrens voraus. Grundidee war es, Spezialgewebe für Extrem-Sportarten zu entwickeln, die wasserdicht aber wasserdampfdurchlässig und zugleich sehr leicht sein sollten. Mittlerweile erleben Stoffe aus Mikrofasern als preiswerter Ersatz für Seide und in zahlreichen anderen Anwendungsbereichen einen wahren Boom.

Mikrofasern sind extrem dünn: Ein rund um den Äquator gelegter Faden der feinsten Sorte würde gerade mal 450 Gramm wiegen – sozusagen Super 10.000.

Klassische Anzugmuster

Hahnentritt

Der Hahnentritt ist ein, meistens zweifarbiges Karomuster, das entfernt an Fußspuren eines Huhns erinnert (siehe Abbildung). Die Ecken ragen über die Karos spitz zulaufend hinaus sind dadurch miteinander verbunden. Grundlage ist die Leinwandbindung.

Fil-à-Fil

„Fil-à-Fil“ heißt auf Deutsch nicht anderes als Faden an Faden. Es werden abwechselnd helle und dunkle Garne verwoben. Dadurch entsteht eine leicht diagonal verlaufende, treppenförmige Kleinmusterung (siehe Abbildung).

Der Stoff wirkt trotzdem aus der Entfernung unifarben, aber etwas lebhafter als ein reines Unigewebe. Zudem kaschiert diese Musterung kleine Flecken deutlich leichter als ein einfarbiges Gewebe.

Fil-à-fil-Gewebe finden vor allem auch bei guten Baumwollhemden Verwendung.

Pinpoint

Dieser Stoff zeichnet sich durch eine kleine, punktartige Musterung aus, die durch den Farbwechsel von je zwei Fäden entsteht. Das Tuch wirkt sportlich und lockert das Erscheinungsbild des Anzugs etwas auf, obwohl er aus der Entfernung fast unifarben wirkt.

Nadelstreifen

Sicher das am weitesten verbreitete Muster für einen klassischen Maßanzug. Nadelstreifen werden häufig mit gehobener Gesellschaft assoziiert. Überwiegend handelt es sich um helle Streifen auf zumeist dunkelgrauer oder dunkelblauer Farbe.

Allerdings ist die Wirkung sehr davon abhängig, wie breit die Streifen sind, wie weit sie auseinander liegen und welchen Kontrast Sie zur Grundfarbe des Stoffes haben. Breite und sehr helle Streifen erinnern an Londoner Investmentbanker. Ein feinerer Streifen, der nicht viel heller, als die Grundfarbe ist, wirkt oft wie die elegante Grundausstattung aller klassischen Anzugträger. Wenn die Streifen sehr dünn und eng beieinander sind, wirkt der Anzug wiederum fast sportlich.

Sie finden bei uns eine riesengroße Auswahl an Formen und Farben in jeder Preiskategorie. Der richtige Nadelstreifen für Ihren Maßanzug ist bestimmt dabei!

Glencheck

Das typische Glencheck-Muster kommt aus Schottland. Die reichen Clans oder „Glens“ entwarfen als Erkennungszeichen familienindividuelle Karos, auf englisch „checks“. Dabei verläuft über einem feinen Karomuster ein weiteres kontrastfarbenes Überkaro. Hierdurch ergeben sich Streifen und Karos, die sich zu breiteren Streifen und Überkaros gruppieren (siehe Abbildung).

Zunächst galt der Glencheck-Anzug als eher sportlicher Anzug für das Wochenende. Inzwischen sind Glenchecks sehr modern und wir fertigen Ihnen daraus einen wunderbaren Maßanzug auch fürs Büro.

Fischgrat

Wie der Name schon nahelegt, weist dieses Gewebe eine Zickzack-Struktur auf, die einem Fischskelett ähnelt (siehe Abbildung).

Leichte, eng gesetzte Fischgratmuster in gedeckten Farben wirken festlicher und formaler. Größere Fischgratmuster sind hingegen ideal für eher sportliche Anzüge, Jacketts oder auch einen maßgeschneiderten Mantel.

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